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Tatiana, wann hast du angefangen, Schach zu spielen?
Ich hatte in der Grundschule zweimal in der Woche Schachunterricht. Das war kein Training im klassischen Sinne. Uns wurde beigebracht, mit Schach nachzudenken und Probleme zu lösen. Als ich nach der Grundschule in die Oberstufe kam, habe ich das Schachspiel nicht mehr verfolgt. Erst mit 21 Jahren habe ich mich wieder für das Schach interessiert. Ich musste mich von einer schweren Krankheit erholen und Schach konnte ich gut alleine zu Hause spielen.
Was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?
Ich wünsche mir mehr Verständnis und Respekt für Menschen mit Behinderungen im Schach. Es geht mir nicht um Rücksicht, sondern um gerechten Ausgleich und gerechte Möglichkeiten. Meiner Meinung nach kann sich ein Sport oder Spiel wie das Schach nicht leisten, Spielerinnen und Spieler auszuschließen wegen Kleinigkeiten wie mangelnden Regeln, Wissen oder keinen Zugang zu behinderten Toiletten.
Was erhoffst du dir vom Projekt Offenes Fenster?
Mit dem Projekt Offenes Fenster erhoffe ich mir, dass wir alle Menschen in der Schachwelt für das Thema Inklusion begeistern können. Es ist so wichtig, eine gute und angenehme Atmosphäre für alle Spielende zu schaffen. Wir wollen Informationen bereitstellen und eine Plattform zum Austausch für alle bieten. Gleichzeitig schaffen wir somit Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderungen in der Schachwelt und hoffentlich auch darüber hinaus.
Warum hast du dieses Projekt mit Laura initiiert?
Laura und ich haben uns im Rahmen eines anderen Projekts kennengelernt. Als sich herausstellte, dass wir beide eine Behinderung (oder mehrere) haben, kamen wir schnell ins Gespräch. Wir haben Erfahrungen und Probleme ausgetauscht. Schnell haben wir dann erkannt, dass wir gemeinsam gute Ideen haben, um die Situation für Menschen mit Behinderungen im Schach zu verbessern. Daraus ist unser Herzenswunsch gewachsen, zusammen das Projekt Offenes Fenster zu initiieren. Hiermit wollen wir unser Wissen, Können und Erfahrungen bündeln, um zu helfen.
Welche Erfahrungen hast du im Schach mit deiner Behinderung gemacht?
Ich habe durchaus negative und traurige Erfahrungen mit meiner Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen in der Schachwelt gemacht. Bevor es bekannt wurde, dass ich bei der Weltmeisterschaft 2021 für Menschen mit Behinderungen spielen würde, wurde ich so wie alle anderen auch behandelt. Danach wurde ich tatsächlich angefeindet, auch beleidigt und gemobbt. Leute, die vorher zu meinen Schachfreundschaften gehörten, wollten aufgrund von Vorurteilen und Unwissen nicht mehr mit mir spielen. Es waren natürlich nicht alle, aber schon viele. Das hat mich sehr überrascht und verwundert. Natürlich habe ich in der Schachwelt auch neue Freundinnen und Freunde gefunden. Die negativen Erfahrungen waren jedoch viele und belastend.
Menschen mit Behinderungen sind ganz normale Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder Einschränkung einen anderen Lebensstil führen müssen als gesunde Menschen. Gerade sind es meisten diese gesunden Menschen, die die Inklusion sehr schwierig gestalten. Ich finde, dass das einzelne Individuum immer vor seiner Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen steht. Deswegen möchte ich dazu beitragen, dass mehr Menschen lernen, das auch so zu sehen.
Was wünschst du dir im Schach bezüglich des Themas Inklusion?
Ich wäre sehr glücklich darüber, wenn auch Menschen ohne Behinderungen nicht akzeptieren würden, wenn Menschen mit Behinderungen ausgeschlossen werden. Es kostet so wenig, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Oft muss man nur sagen, dass man gegen etwas ist oder es nicht gut findet. Umso mehr Menschen ihre Meinung mitteilen und sich zusammenschließen, desto mehr Positives kann man bewirken.
Möchtest du uns noch etwas über dich erzählen?
Ich bin eine enthusiastische Person und freue mich sehr, zu sehen, was Laura und ich alles mit unserem Projekt bewegen können. Hoffentlich können wir auch ein tolles inklusives Turnier mithilfe von wichtigen Partnern und Unterstützer gestalten. Alle Spielerinnen und Spieler sollen sich bei diesem Turnier wohlfühlen und Spaß haben.
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